Natur und Umwelt aus evangelischer Sicht
Die diesjährige Landestagung des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU Baden-Württemberg fand zum Thema "Natur und Umwelt aus evangelischer Sicht" statt. Rund 70 Mitglieder und Gäste des EAK diskutierten im Gemeindehaus der Christuskirche in Heidelberg die Frage "Was heißt Schöpfung bewahren?" Die EAK-Landesvorsitzende Sabine Kurtz MdL konnte zu diesem Thema hochkarätige Referenten gewinnen. In ihrer Begrüßung sprach die Landesvorsitzende des EAK den Wunsch aus, dass der Begriff "Schöpfung bewahren" dazu dienen könne, Berührungspunkte zwischen den Parteien zu finden. Der Begriff dürfe aber nicht im politischen Schlagabtausch instrumentalisiert werden.
Professor Dr. Karsten Lehmkühler, der theologische Ethik in Straßburg lehrt, näherte sich dem Thema "Umweltethik aus christlicher Sicht", indem er die theologischen Grundlagen darlegte. Demnach sei, unabhängig davon, wie man sich die Schöpfung vorstelle, zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen zu unterscheiden. Wenn die Welt insgesamt geschaffen sei, gebe es aber keine Bereiche, die dem menschlichen Zugriff entzogen seien. Die Gestaltung der Umwelt durch Eingriffe des Menschen stelle deshalb – im Gegensatz zum Verständnis der Naturreligionen – aus christlicher Sicht kein "Sakrileg" dar. Sehr kontrovers werde der Satz aus der biblischen Schöpfungsgeschichte diskutiert, wonach "der Mensch sich die Erde untertan machen soll". Dies sei kein Freibrief für die Ausbeutung der Umwelt. Der Mensch habe zwar die Macht, die Erde zu beherrschen, aber diese Macht verpflichte ihn auch dazu, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Der Respekt vor der Schöpfung und den Mitgeschöpfen verpflichte uns zum sorgsamen Umgang mit den Ressourcen, zum Tierschutz sowie zum Umwelt- und Naturschutz, so Lehmkühler.
In der anschließenden Gesprächsrunde "Wie bewahren wir die Schöpfung" mit Prof. Dr. Karsten Lehmkühler, Prof. Dr. Hermann Hahn, Ulrich Lusche und Alfred Muth standen viele praktische Beispiele und die Diskussion mit den Mitgliedern im Vordergrund. Es ging dabei um die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie, um Hochwasserschutz, Gentechnik, Energieerzeugung sowie ökologische Landwirtschaft. Einig waren sich die Gesprächs-teilnehmer darin, dass neue Technologien und Entwicklungen nicht grundsätzlich abgelehnt werden sollten, dass aber eine gewisse Vorsicht geboten sei. In einem Grußwort erinnerte der örtliche EAK-Kreisvorsitzende Dr. Winfried Klein in nachdenklichen Worten daran, dass wir Natur und Umwelt "kostenlos" erhalten haben und sorgsam mit ihr umgehen müssen. Sonst werde uns eines Tages die Rechnung in "anderer Form" präsentiert.
"Der christliche Glaube sieht die Welt als Gottes gute Schöpfung. Die Sorge um den Zustand der Erde ist nicht nur ein Thema unter vielen, sondern für alle Menschen eine Überlebensfrage. Die Gestaltung der Schöpfung im Sinne von 'bebauen und bewahren' ist eine der fundamentalen Aufgaben unserer Zeit", führte die EAK-Landesvorsitzende Sabine Kurtz aus. Gleichzeitig wandte sich Kurtz aber gegen jede Form der Ideologisierung von (Umwelt)Politik.
Die Gestaltung der Schöpfung im Sinne von 'bebauen und bewahren' war auch Thema des Gottesdienstes zu Beginn der Landestagung. Dr. Hans Pfisterer, Prälat im Ruhestand der Evangelischen Landeskirche in Baden, ging anhand der biblischen Schöpfungsgeschichte den Fragen nach: "Was ist der Mensch?" und "wozu ist der Mensch da?" Gott habe dem Menschen den Auftrag gegeben, die Erde „zu bebauen und zu bewahren“. Das heißt, unsere Lebensgrundlage dürfe vom Menschen nicht zerstört werden. Wie Lehmkühler forderte Pfisterer die Verantwortung des Menschen für die Natur und Umwelt ein.